akLogo  ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 429 / 26.08.1999

Sorgen der Entsorger

In Stade wird es eng - Atommüllbehälter im Süden blockiert

Bundesamt für Strahlenschutz und die AKW-Betreiber verhandeln derzeit über die Wiederaufnahme der Atomtransporte mit bestrahlten Brennelementen. Vor allem PreussenElektra, Betreiber des AKW Stade, drängt. Denn sollte es in den nächsten Wochen keine Genehmigung für neue Atomtransporte geben, dann steht Stade vor der Stillegung. Das interne Zwischenlager ist randvoll. Der Versuch, diesen akuten Engpaß durch ein neues Lagergestell zu beseitigen, in das erheblich mehr abgebrannte Brennelemente eingesetzt werden können, könnte nämlich scheitern. Niedersachsens Umweltminister Jüttner (SPD), zuständig für die Genehmigung eines solchen Gestells, läßt derzeit prüfen, ob es sich dabei nicht um eine "wesentliche Änderung" der Anlage handelt. Ist das so, dann verlangt das Atomgesetz ein Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung, also zweimonatige Auslegung der Antragsunterlagen und anschließend ein Erörterungsverfahren. Da sich das radioaktive Inventar innerhalb des AKW Stade durch den Einsatz eines solchen Lagergestells deutlich erhöhen wird, wird Jüttner vermutlich kaum etwas anderes übrig bleiben, als eben ein solches öffentliches Verfahren anzuordnen. Damit wäre eine Genehmigung jedoch vor dem für Januar 2000 anstehenden Brennelementewechsel in Stade kaum noch wahrscheinlich. Das AKW müßte dann wegen fehlender Entsorgungsmöglichkeiten abgeschaltet werden. Kein Wunder also, daß PreussenElektra nun unbedingt eine Transportgenehmigung braucht, um möglichst viel Atommüll bis Januar nach Frankreich zur Wiederaufarbeitung zu karren und so Platz im eigenen Lager zu schaffen.

Unterdessen (12. August) ist am AKW Neckarwestheim ein Excellox-6-Behälter (Excellox ist nur ein anderes Wort für Castor) unter massivem Polizeischutz eingetroffen. Seit seiner Abfahrt in England stand dieser Behälter unter Beobachtung von AtomgegnerInnen. Der leere Behälter traf am frühen morgen per Schiene am Kohlekraftwerk Walheim ein. Dort muß der Behälter vom Bahnwaggon auf einen LKW umgeladen werden, da das AKW Neckarwestheim keinen Gleisanschluß hat. Die Weiterfahrt auf der Straße verzögerte sich jedoch, weil AtomkraftgegnerInnen das Tor des Kohlekraftwerkes mit einem Fahrradschloß abriegeln konnten. Anschließend gelang dem Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim eine weitere Blockade des Leerbehälter in Bietigheim. Tags zuvor war der Behälter bereits in Saarbrücken durch eine erste Blockade für 20 Minuten aufgehalten worden. Ebenfalls am Mittwoch hatten AtomgegnerInnen den unbeladenen Straßentransporter auf der Walheimer Höhe bei der Fahrt ins Kohlekraftwerk für zweieinhalb Stunden blockiert.

Mit dem Leerbehälter wollen die Betreiber nun die neuen Abläufe und Auflagen für das Beladen mit abgebrannten Brennelementen testen und feststellen, ob damit die Kontaminationen an der Außenhaut des Behälters verhindert werden können. Ist das der Fall, könnte der beladene Behälter sofort wieder aufs Gleis gesetzt und zur Wiederaufarbeitung geschickt werden. Wenn nichts dazwischen kommt ...

DSe


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