akLogo  ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 424 / 18.03.1999

Gegen die Atommüllflut

Es war wie immer. Das Wetter war strahlend, der Menschen überraschend viele, die Stimmung war gut und Diskussionen gab es reichlich. Gorleben im Frühjahr 1999. 2.000 Menschen waren dem Aufruf der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg gefolgt, am 27. Februar gegen die kurz vor der abschließenden Genehmigung stehenden Pilotkonditionierungsanlage (PKA) in Gorleben zu demonstrieren. Beeindruckend auch die Anzahl landwirtschaftlicher Nutzfahrzeuge. Die Bäuerliche Notgemeinschaft hatte ihre vor der Demo erklärte Selbstverpflichtung, mit mindestens 100 Treckern vor der PKA aufzufahren, übererfüllt. 120 Trecker mit Transparenten verziert, Hänger mit Heu oder Pappmachéfiguren beladen, umrundeten die Gorlebener Atomanlagen.

Bei Pommes rot-grün und Schilly con Kanther gab es für die Beteiligten keinen Zweifel, daß die neue Bundesregierung bislang keine ernsthaften Fortschritte für den Atomausstieg bewirkt hat. Während der Kundgebung vor der PKA machten zahlreiche RednerInnen klar, daß es auch in Zukunft massiven Widerstand gegen Castortransporte geben wird, egal ob sie in die Zwischenlager Gorleben und Ahaus oder von den Atomkraftwerken zur Wiederaufarbeitung rollen werden. Befürchtet wird, daß noch im Herbst wieder Atomtransporte rollen werden. Außerdem muß man damit rechnen, daß spätestens Ende diesen Jahres aus Neckarwestheim mehrere Atommüllbehälter nach Ahaus rollen werden. Aus der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague werden mehrere Transporte für das Zwischenlager Gorleben erwartet.

Als Vorbereitung auf diese Transporte hat die BI auf der PKA-Demo eine neue Aktion gestartet. Bis die Transporte rollen, sollen mindestens 20.000 Sandsäcke gegen die Atommüllflut hergestellt werden. Die ersten Säcke wurden gleich vor Ort gefüllt. Außerdem kündigte die BI an, daß sie die nächsten Castortransporte nicht erst in Dannenberg auf der Straße erwarten, sondern sich diesmal bereits auf der Schienenstrecke zwischen Lüneburg und Dannenberg quer stellen wird, - gleich hinter dem Schutzwall aus Sandsäcken.

Wenn schon eine Bundesregierung in Sachen Atomausstieg nicht eben durch eine klare Vorgehensweise glänzt, dann darf sich auch die Anti-AKW-Bewegung mal verdaddeln. Das tat sie auf dem letzten Standorte-Initiativen-Treffen in Erfurt, wo zeitgleich die Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen stattfand. Aufgrund mangelnder Absprachen kam die Einladung zum Treffen sehr spät. So fanden nur 20 Initiativen-VertreterInnen den Weg nach Erfurt. Da außerdem die Bundesdelegiertenkonferenz besucht wurde, um dort einen vereinbarten Redebeitrag zu halten (siehe nebenstehenden Text), litt die Arbeitsfähigkeit doch arg. Dennoch wurde der von einer Arbeitsgruppe vorgelegte Entwurf für ein Konzept und einen Aufruf zur geplanten bundesweiten Demonstration gegen das Atomprogramm in Berlin akzeptiert und begrüßt. Auf der Anfang April stattfindenden Frühjahrskonferenz in Heidelberg soll dann endgültig über die Demonstration entschieden werden.

DSe


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