ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 422 / 21.01.1999

Atom-Widerstand sucht neue Wege ...

Das politische Koordinatensystem in diesem Land hat sich verschoben. Der hohe Stellenwert, den der Atomausstieg in der Regierung hat, erfordert eine neue Orientierung der Anti-AKW-Bewegung.

Viele AKW-GegnerInnen fragen sich mit Blick nach Bonn, ob der Widerstand nicht überflüssig geworden sei. Führen die Bonner Ankündigungen zu einer Beruhigung, die den Atomwiderstand ins gesellschaftliche Abseits stellt? Hat die Bewegung noch eine Zukunft oder sind die Tage massenhaften Atomwiderstands gezählt?

Jochen Stay zeigt in dieser ak-Ausgabe auf, daß es die Atomwirtschaft trotz Castor-skandal und Rot-Grün verstanden hat, ihren Forderungen breiten Raum zu verschaffen. Die Einrichtung neuer Zwischenlager kann einen langfristigen Weiterbetrieb der AKW ermöglichen. Stay fordert eine neue bündnispolitische Ausrichtung, die Grüne aber nicht ausschließen soll.

Fritz Storim interessiert sich auf Seite 17 nicht in erster Linie für den massenhaften Widerstand. Mit Blick auf die autonomen Teile der Anti-AKW-Bewegung will er linke Politik stärken. Dazu müsse sich linker Inhalte erinnert werden. Storim knüpft an den in den 70er Jahren entwickelten Begriff der Autonomie an, der für die autonome Bewegung in Abgrenzung zu anderen linken Organisationen prägend war. In den vergangenen Jahren sind aber die politischen Inhalte oft abhanden gekommen. Eine bewegte Zukunft kann er sich nur vorstellen, wenn die Auseinandersetzung über Perspektiven und Utopien linker Gesellschaftsveränderung endlich wieder geführt werden.

Außerdem: Ein Kommentar über das Konsensgeschachere und ein Artikel zum Ausbau des Atomprogramms in Gorleben; die BI ruft zu Aktionen gegen die PKA auf

Seite 15-17

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