akLogo  ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 421 / 17.12.1998

Biblis A:
Proletarischer Widerstand

Bundesweite Arbeitsniederlegungen und Boykott der Stromproduktion kündigt der Betriebsratsvorsitzende Alwin Fitting der RWE Energie im AKW Biblis A und B für den Fall an, daß Block A von Biblis kurzfristig stillgelegt wird und die Energiekonsensgespräche aus Arbeitnehmersicht unbefriedigend verlaufen. Fitting, ebenfalls Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates bei RWE, betonte, die Beschäftigten seien "zu Kampfmaßnahmen gezwungen", falls Arbeitsplätze in der Energiewirtschaft "aus politisch-ideologischen Gründen geopfert" würden. Die "Friedenspflicht" wäre verletzt, dies würde eine bundesweite Protestwelle auslösen, "die es in der Energiebranche noch nicht gegeben hat." In der RWE-Belegschaft "brodelt" es. "Man kann uns nicht zwingen, Strom zu erzeugen", meinte der Gewerkschafter vieldeutig. Die Äußerungen stießen auf scharfen Widerspruch der hessischen Umweltministerin Priska Hinz (Grüne). Hinz nannte sie eine unverantwortliche, aber leere Drohung: "Wer die Stromproduktion tatsächlich unterbreche nimmt willkürlich und wissentlich den Notfall in Kliniken und im Bahnverkehr in Kauf". In diesem Fall kommen laut Hinz "gigantische Schadensersatzforderungen auf RWE zu."

Die RWE-Zentrale in Essen bemühte sich, den Vorstoß des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden herunterzuspielen. Fittig habe von der "gereizten Stimmung unter den Kollegen gewarnt, aber nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen wollen", sagte der RWE-Sprecher Hermann Venghaus. Die Aufregung, daß eine "ganze Branche erledigt" werden könnte, sei doch verständlich.

Die Umweltschützer und AtomkraftgegnerInnen von BUND, BBU und andere fordern indes ein entschlosseneres Vorgehen gegen das AKW Biblis A (Kreis Bergstraße, Hessen) von der hessischen Umweltministerin. "Für uns geht das viel zu langsam," sagte der Landesvorsitzende des BUND Hessen, Michael Rothkegel in Wiesbaden. Es sei nicht verständlich, daß jetzt bei rot-grüner Bundesregierung nicht alles für eine sofortige Stillegung getan werde. Bei einem Reaktorunfall drohen immense Schäden, Arbeitsplätze gingen wegen jahrelanger Abwicklungsarbeiten erst nach und nach verloren, sagte Rothkegel; wer Arbeitsplätze wirklich erhalten wolle, müsse über eine nachnukleare Nutzung nachdenken.

DKa, AKgAtomanlagen, Ffm.


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