akLogo  ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 443 / 26.10.2000

Castoren
aus
Stade

Nicht nur in Philippsburg, sondern demnächst auch in Stade hat die Anti-AKW-Bewegung möglicherweise noch im November viel Arbeit vor sich. Denn am 9. Oktober ist dort ein leerer Transportbehälter (Typ TN) eingetroffen. Geht es nach den Plänen des Betreibers E.On (vormals PreussenElektra), dann soll die erste hochradioaktive Fracht am 13. November den Atommeiler Richtung La Hague verlassen.

Dabei wird es allerdings nicht bleiben, denn Stade steht der Atommüll bis zum Hals. Das interne Abklingbecken ist derart voll, dass mehrere Atomtransporte erforderlich sind, um für den Ende Januar 2001 anstehenden Brennelementewechsel ausreichend Platz zu schaffen. E.On hatte daher beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auch gleich fünf Castortransporte bis Ende des Jahres nach La Hague beantragt. Nach dem 13. November sollen daher in den beiden folgenden Wochen (am 20.11. und am 27.11.) zwei weitere Castoren auf den Weg gebracht werden. Vom AKW Stade aus geht die Reise nach La Hague zunächst in das rot-grün regierte Hamburg. Über Hamburg-Neugraben und -Harburg wird die strahlende Fracht auf Europas größten Rangierbahnhof nach Maschen im Süden der Hansestadt transportiert. Unbekannt ist, ob der Castor dann dort - wie früher üblich - für einige Stunden rumsteht, bevor er direkt hinter der Lok in einen regulären Güterzug eingestellt und entweder über Bremen oder Hannover abtransportiert wird. Angesichts angekündigter Aktionen könnte aber auch eine so genannte Sonderfahrt drin sein, also eine Lok, der Castor und einige Waggons mit haufenweise BGS-Personal hintendran.

Ob die Planungen von E.On allerdings Realität werden, hängt natürlich von den Dingen ab, die bislang auch den Castortransport aus Philippsburg ausgebremst haben. Also ob der Sofortvollzug für die Transportgenehmigung vom BfS bis dahin erteilt wird und ob die französische Regierung grünes Licht für die Annahme gibt. Und natürlich davon, wie stark die Aktionen gegen den ersten Transport sein werden.

Für die Anti-AKW-Bewegung dürfte es in Stade kein besonders angenehmes Agieren werden. Denn Anfang Oktober hatte E.On erklärt, dass das AKW Stade bis zum Jahr 2003 abgeschaltet werden soll. In der Region ist deshalb die Stimmung nicht besonders gut. Nicht nur, dass der Betrieb des Atommeilers hohe Steuereinnahmen in die kommunale Kasse spült. Zahlreiche Wartungsaufträge versorgten das regionale Handwerk, und die Revisionen und Nachrüstungen mit um die 1.000 angereisten Fachkräften und Hilfsarbeitern kurbeln die Zimmervermietung an und zahlungskräftige Kundschaft tummelt sich zusätzlich in Geschäften und Gaststätten. Die schlechte Laune der Einheimischen werden die AtomkraftgegnerInnen ertragen müssen. In Hamburg bereiten sich die AtomgegnerInnen nun darauf vor, vor dem geplanten Atomtransport eine Demonstration bzw. einen Sonntagsspaziergang (vielleicht auch am Samstag) in Stade durchzuführen. Während X-1000-mal-Quer schon vor einiger Zeit auch Aktionen am AKW selbst angekündigt hat, orientieren autonome Gruppen stärker auf Aktionen im Raum Hamburg-Harburg. Ein gemeinsames Konzept soll in den nächsten Tagen noch zusammengeschraubt werden.

DSe

Infos zu den Castoren im Internet:

AKW Stade: Hamburger Anti-Atom-

Büro Tel.: 040-3909222 und

www.nadir.org/castor

Arbeitskreis gegen das AKW Philippsburg: home.t-online.de/home/anti-atom

HessenBadenPlenum (Biblis):

www.hessenbaden.de/

Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim: www.i-st.net/~buendnis/

BI Lüchow Dannenberg:

www.bi-luechow-dannenberg.de

BI Ahaus: www.bi-ahaus.de


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